dm tritt 2025 in den deutschen Onlineapothekenmarkt ein
Was Pharmahersteller jetzt über dm als Apotheke wissen müssen
Lesezeit: 9 Minuten
Die Drogeriekette dm betritt schon bald den digitalen Apothekenmarkt und sorgt damit für Bewegung in der Branche. Mit einer Onlineapotheke in Tschechien plant dm, rezeptfreie Medikamente (OTC) online zu verkaufen und teilweise über das eigene Filialnetz abzuwickeln. Diese Entwicklung könnte das bestehende Gleichgewicht zwischen traditionellen Apotheken, Versandhändlern und Pharmaherstellern verändern. In diesem Blogbeitrag erfährst Du, welche Chancen und Risiken dm als neuer Player im Apothekenmarkt mit sich bringt und wie Du als Pharmahersteller strategisch darauf reagieren kannst.
Die Drogeriekette dm bereitet den Einstieg in den Onlineapothekenmarkt vor und plant, ab 2025 auch rezeptfreie Arzneimittel (OTC) online zu verkaufen. Dazu hat dm eigens in Tschechien eine Tochtergesellschaft gegründet, über die Medikamente nach Deutschland versendet werden sollen. Diese strategische Erweiterung vom klassischen Drogeriegeschäft hin zum Arzneimittelversand ist für Pharmahersteller hoch relevant: Ein neuer, mächtiger Vertriebspartner betritt den Markt, der das bestehende Gefüge aus Apotheken und Versandhändlern verändern könnte. In dieser Einleitung werden die Pläne von dm kurz skizziert – von der Testphase in Tschechien bis zur möglichen Expansion – sowie die Frage aufgeworfen, was das für Hersteller bedeutet. Pharmaunternehmen müssen verstehen, wie dm sich positioniert und warum dieser Schritt große Auswirkungen auf Vertrieb, Pricing und Marktanteile in der Pharma-Branche haben kann.
Analyse der dm-Strategie im Onlineapothekenmarkt
dm’s Vorstoß: dm will sich als Onlineapotheke etablieren, jedoch nicht als bloßer weiterer Versender, sondern mit eigener Note. In Tschechien dient eine neu gegründete dm-Apotheke als Testmarkt und Logistikbasis. Von dort aus soll ab Sommer/Herbst 2025 der Versand nach Deutschland starten. dm plant ausschließlich den Onlinehandel mit OTC-Arzneimitteln, verschreibungspflichtige Medikamente (Rx) bleiben zunächst ausgenommen. Im Gegensatz zu reinen Onlineapotheken will dm seine Stärken ausspielen: Die Integration ins bestehende dm-Ökosystem. OTC-Produkte sollen voll in den dm-Onlineshop integriert werden, statt einen separaten Apotheken-Shop zu eröffnen. Kunden sollen beim Medikamentenkauf das vertraute „dm-Gefühl“ bekommen. Dazu setzt dm auf Multichannel-Konzepte: Online bestellte Arzneimittel können gebündelt mit Drogeriewaren geliefert und in über 1.500 dm-Filialen via Abholstationen bequem abgeholt werden.
Positionierung vs. Redcare & DocMorris:
Durch diesen Schritt wird dm zum neuen Konkurrenten sowohl für stationäre Apotheken als auch für etablierte Versandapotheken wie Shop Apotheke (Redcare Pharmacy) und DocMorris. Bereits die Ankündigung ließ die Aktien dieser Online-Platzhirsche deutlich einbrechen (Redcare –9%, DocMorris –15%). Der Onlineapothekenmarkt in Deutschland wird bisher von Shop Apotheke und DocMorris dominiert – dm’s Eintritt dürfte diesen Wettbewerb deutlich verschärfen. dm will sich dabei bewusst von Wettbewerbern abgrenzen: Klassische Versender stehen für aggressive Preise und Bequemlichkeit, die lokale Apotheke für Vertrauen und Beratung. dm versucht eine Mittelposition einzunehmen, mit dauerhaft günstigen Preisen (ohne extreme Rabattaktionen) und einem ansprechenden Einkaufserlebnis samt hoher Kundentreue. Auch dm’s riesige Filialnetz dient als Werbeträger mit Millionen Kundenkontakten – ein Vorteil, den reine Online-Mitbewerber nicht haben. Diese Strategie zeigt, dass dm nicht nur auf kurzfristigen Online-Umsatz zielt, sondern auf die Kombination von Online und Offline zur Stärkung der Kundenbindung im Gesundheitssegment.
Auswirkungen auf den Vertrieb für Pharmaunternehmen
Direkte vs. indirekte Vertriebskanäle:
Für Pharmahersteller bringt dm’s Markteintritt potenziell veränderte Vertriebswege. Bisher laufen OTC-Produkte meist über den Großhandel an Apotheken (indirekt). dm könnte hier als direkter Vertriebskanal agieren, indem es Arzneimittel in großen Mengen direkt vom Hersteller bezieht. Tatsächlich befindet sich dm schon „mit Herstellern und Lieferanten im Gespräch“ bezüglich der Onlineapotheke. Pharmaunternehmen müssen überlegen, ob sie dm direkt beliefern (um von dessen Volumen und Marktmacht zu profitieren) oder über bestehende Großhändler weitergeben. Ein direkter Vertrieb an dm könnte zwar Zwischenstufen umgehen, stellt aber auch neue Anforderungen an Logistik und Vertragsgestaltung – zumal dm aus Tschechien liefert und grenzüberschreitende Regeln beachtet werden müssen.
Preisgestaltung und Konditionen:
dm ist bekannt für seine Dauer-Tiefpreise im Drogeriegeschäft und verfügt über enorme Einkaufsmacht. Ähnliches ist im OTC-Bereich zu erwarten: Als größter Drogeriekonzern Deutschlands (über 12,5 Mrd. € Umsatz) kann dm von Herstellern bessere Konditionen aushandeln als Einzelapotheken. Für Pharmahersteller könnte das Margendruck bedeuten – sie müssen mit dm voraussichtlich Rabatte oder Sonderkonditionen verhandeln, um gelistet zu werden. Gleichzeitig achtet dm auf Preisvertrauen der Kunden und meidet ruinöse Preisschlachten. Das heißt, Herstellerpreise müssten so gestaltet sein, dass dm attraktive Endkundenpreise dauerhaft halten kann. Pharmafirmen sollten ihre Preisstrategie jetzt überprüfen: Wie konkurrenzfähig sind unsere OTC-Produkte im Vergleich, wenn dm als neuer starker Händler auftritt? Müssen wir unsere UVPs anpassen oder größere Gebinde anbieten, um im dm-Shop zu bestehen?
Partnerschaften und Marktzugang:
dm’s Einstieg eröffnet auch neue Partnerschaftsmodelle. Zum einen könnte dm bestimmten Herstellern bevorzugten Zugang zu seinem Kanal bieten – etwa durch exklusive Produktplatzierungen im dm-Onlineshop oder gemeinsame Marketingaktionen. Zum anderen wird dm eventuell eigene Eigenmarken im OTC-Segment entwickeln und dafür Produktionspartner suchen. dm hat bereits umfangreiche Erfahrung mit Eigenmarken (über 21 dm-Marken mit 2600 Produkten in nahezu allen Sortimenten, was nahelegt, dass es auch im Gesundheitssegment perspektivisch dm-Eigenprodukte geben könnte. Pharmaunternehmen könnten hiervon betroffen sein: Kooperation als Lohnhersteller für dm-Brands wäre ein direkter Vertriebsweg (aber ohne eigene Marke), während Nicht-Mitziehen das Risiko birgt, von dm durch Eigenmarken substituiert zu werden. Insgesamt müssen Hersteller jetzt ihre Vertriebspolitik diversifizieren – dm als neuer Key-Account will anders bedient werden als traditionelle Apothekengroßhändler.
Chancen für Pharmahersteller durch dm’s Apotheken-Pläne
Trotz aller Veränderungen bietet dm’s Markteintritt auch vielversprechende Chancen für Pharmaunternehmen:
Neue Distributionsmöglichkeit: dm eröffnet einen zusätzlichen Verkaufskanal mit potenziell riesiger Reichweite. Über dm können Hersteller ihre OTC-Produkte einem erweiterten Kundenkreis anbieten – inklusive solcher Verbraucher, die vielleicht selten in Apotheken, aber regelmäßig bei dm einkaufen. Diese Kanaldiversifizierung kann zu Umsatzzuwächsen führen, da dm einen Teil des Online-Umsatzkuchens beansprucht.
Direkterer Zugang zum Endkunden: Durch die Integration im dm-Onlineshop rücken Produkte näher an den Konsumenten. Hersteller können vom digitale Einkaufserlebnis profitieren – z.B. durch ausführliche Produktinformationen, Bewertungen und personalisierte Empfehlungen im dm-Shop. dm’s Nutzung von Kundenbindungsprogrammen (Payback) bietet Herstellern die Möglichkeit, in Treueaktionen oder Bonuspunkte-Systemen präsent zu sein, wodurch Endkunden stärker an ihre Produkte gebunden werden könnten.
Marketing und Sichtbarkeit: dm’s Multi-Channel-Ansatz (Online + Abholung in Filiale) sorgt für zusätzliche Touchpoints. Produkte, die online bestellt und in der Filiale abgeholt werden, erhalten womöglich auch Sichtbarkeit vor Ort (z.B. an Abholstationen oder via Instore-Werbung). Außerdem genießt dm bei vielen Deutschen ein hohes Vertrauen und Sympathie – Präsenz im dm-Sortiment kann das Image eines Produkts aufwerten, ähnlich wie eine Empfehlung.
Eigenmarken-Partnerschaften: Für einige Hersteller kann es attraktiv sein, als Produzent hinter einer zukünftigen dm-Eigenmarke zu stehen. Das bietet hohe Absatzmengen und eine enge Handelspartnerschaft. Insbesondere Generika- oder Nahrungsergänzungsmittel-Hersteller könnten durch eine solche Kooperation den Markteintritt von dm für sich nutzen, indem sie White-Label-Produkte liefern. Zwar tritt das eigene Markenzeichen dabei in den Hintergrund, aber die Umsatzchance durch dm’s Volumen ist erheblich.
Innovationsplattform: dm zeigt Interesse an digitalen Gesundheitsservices (z.B. Telemedizin, Gesundheits-Apps) laut Aussagen von dm-Chef Christoph Werner. Für Pharmafirmen entsteht hier langfristig ein Umfeld, um neue Therapiekonzepte oder digitale Begleitservices gemeinsam mit einem breit aufgestellten Partner zu entwickeln. dm könnte etwa bei eRezept-Einführung ein wichtiger Partner werden, um Patienten nach Arztkontakt direkt mit Produkten zu versorgen – sofern regulatorisch möglich.
Zusammengefasst: dm als Onlineapotheke kann für Hersteller zusätzliche Absatzchancen, größere Endkundennähe und Kooperationsfelder bieten, die über das traditionelle Apothekengeschäft hinausgehen.
Risiken für Pharmahersteller durch dm’s Markteintritt
Demgegenüber stehen jedoch auch Risiken und Herausforderungen für Pharmaunternehmen:
Margendruck und Preisdruck: Wie erwähnt, hat dm aufgrund seiner Größe eine starke Verhandlungsposition. Hersteller laufen Gefahr, Rabatte gewähren zu müssen, die ihre Margen schmälern. Zudem könnten dm’s Dauerpreise einen Preisdruck auf dem gesamten OTC-Markt ausüben – konkurrierende Apotheken und Online-Shops ziehen eventuell nach, wodurch Herstellerpreise insgesamt unter Druck geraten.
Kannibalisierung klassischer Apotheken: dm wird zur Konkurrenz für Vor-Ort-Apotheken. Sollte dm erfolgreich Marktanteile gewinnen, könnte das Apothekensterben weitergehen (bereits in den letzten 10 Jahren sank die Apothekenzahl von ~20.000 auf 17.000. Für Pharmahersteller bedeutet weniger stationäre Apotheken auch den Verlust eines wichtigen Vertriebskanals und weniger Schaufenster für ihre Produkte. Besonders beratungsintensive Präparate könnten seltener empfohlen werden, wenn der persönliche Kontakt in der Offizin abnimmt.
Abhängigkeit von einem neuen Großakteur: Wird dm ein dominanter Vertriebspartner, steigt die Abhängigkeit der Hersteller von dessen Plattform. Ähnlich wie große Drogerie- oder Supermarktketten könnte dm im Zeitverlauf härtere Konditionen diktieren oder bestimmte Listungsgebühren/Platzierungsgebühren einführen. Hersteller riskieren, bei Nichtkooperation vom wichtigen dm-Kanal ausgeschlossen zu werden – was zu erheblichen Umsatzeinbußen führen könnte, wenn dm einen großen Marktanteil erreicht.
Eigenmarken-Konkurrenz: Die Chance zur Eigenmarken-Partnerschaft hat eine Kehrseite: dm ist erfahrungsgemäß sehr eigenmarkenaffin. Sobald dm eigene OTC-Produkte einführt (z.B. Schmerzmittel unter dm-Label), entsteht direkte Konkurrenz zu den Markenprodukten der Hersteller. Diese könnten Marktanteile an günstigere dm-Alternativen verlieren. Hersteller müssen also damit rechnen, dass ihre etablierten Marken durch dm’s Eigenmarken substituiert werden – was besonders riskant ist, wenn dm seine Artikel bevorzugt präsentiert oder preislich attraktiver positioniert.
Regulatorische Unsicherheit: dm’s Modell, aus Tschechien heraus nach Deutschland zu liefern, umgeht gewisse deutsche Regulierungen (etwa das Apothekenbesitzrecht, das Ketten in Deutschland begrenzt). Es bleibt ein Risiko, wie Gesetzgeber und Apothekerverbände reagieren. Mögliche Änderungen in der Gesetzgebung könnten das Geschäftsmodell beeinflussen – positiv wie negativ. dm selbst “hofft auf Gesetzesänderungen” in Deutschland, etwa bezüglich des eRezepts und anderer Digitalisierungsinitiativen. Sollte die Politik z.B. den Versand von Rezeptmitteln stärker regulieren oder ausländische Onlineapotheken einschränken, könnte dm’s Expansionsplan gebremst werden. Umgekehrt könnten Liberalisierungen (etwa mehr Freiheiten für den Versandhandel oder Telemedizin-Verschreibungen) den Wettbewerb weiter verschärfen. Für Hersteller bedeutet das: Die Spielregeln im Apothekenmarkt sind im Wandel, und strategische Entscheidungen müssen diese Unsicherheiten berücksichtigen.
Channel-Konflikte: Pharmahersteller bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen alten und neuen Vertriebspartnern. Traditionelle Apotheken könnten irritiert reagieren, wenn Hersteller allzu offen mit dm kooperieren – etwa durch exklusive Promotions. Es besteht die Gefahr von Konflikten in der Zusammenarbeit, z.B. dass Apotheker bestimmte Produkte weniger empfehlen, wenn sie verstärkt via dm vertrieben werden. Hersteller müssen sensibel vorgehen, um keine wichtigen Beziehungen zu Apotheken zu gefährden, während sie zugleich das Potenzial mit dm nutzen.
In Summe erfordert dm’s Markteintritt von Pharmaherstellern ein sorgfältiges Abwägen: Die kurzfristigen Absatzchancen vs. langfristige Marktrisiken durch veränderte Wettbewerbsstrukturen.
Strategische Empfehlungen für Pharmaunternehmen
Angesichts der Chancen und Risiken sollten Pharmahersteller proaktiv Strategien entwickeln, um sich auf dm als neuen Marktakteur vorzubereiten:
Frühe Kontaktaufnahme und Verhandlungen:Suchen Sie frühzeitig den Dialog mit dm. Klären Sie, unter welchen Bedingungen Ihre Produkte ins dm-Onlineangebot aufgenommen werden können. Eine partnerschaftliche Verhandlung kann helfen, sowohl angemessene Konditionen auszuhandeln als auch Erwartungen (z.B. Lieferzeiten, gemeinsame Marketingaktionen) abzustimmen. Hersteller, die von Anfang an dabei sind, könnten einen First-Mover-Vorteil genießen und ihre Marken gut positionieren, bevor der Wettbewerb im dm-Shop zunimmt.
Anpassung der Vertriebsstrategie: Überprüfen Sie Ihre aktuellen Vertriebskanäle und überlegen Sie, wie dm hier eingeordnet wird. Falls Sie bislang ausschließlich über Apotheken vertrieben haben, könnte dm als ergänzender Kanal dienen, der andere Kundensegmente erreicht. Denken Sie ggf. über direkte Liefermodelle nach – z.B. Belieferung des dm-Lagers – um Zwischenhändlerkosten zu sparen und dm bessere Preise zu ermöglichen. Gleichzeitig sollte die Belieferung klassischer Großhändler und Apotheken nicht vernachlässigt werden; eine Multi-Channel-Strategie stellt sicher, dass Sie breit aufgestellt bleiben.
Preis- und Konditionenpolitik überarbeiten: Entwickeln Sie eine klare Preisstrategie, die dm’s Markteintritt berücksichtigt. Stellen Sie sicher, dass Ihre Herstellerabgabepreise wettbewerbsfähig sind, um im dm-Umfeld zu bestehen. Eventuell können Skaleneffekte genutzt werden: Bei höherem Volumen über dm lassen sich Rabatte rechtfertigen. Achten Sie darauf, ein einheitliches Preisbild über Kanäle hinweg zu bewahren, um Arbitrage und Unmut bei anderen Partnern zu vermeiden. Es kann sinnvoll sein, exklusive Aktionspackungen oder Größen für dm anzubieten, um direkte Preisvergleiche mit Apotheken zu erschweren und jedem Kanal seine Besonderheiten zu lassen.
Marketing und Zusammenarbeit intensivieren: Nutzen Sie dm’s Marketingpower zu Ihrem Vorteil. Überlegen Sie gemeinsame Promotions oder edukative Kampagnen im dm-Shop (z.B. Thementage wie “Allergiewoche” mit passenden Produkten). Stellen Sie ausreichend Produktinformationen, Bilder und Beratungscontent für die Online-Plattform bereit, damit Kunden gut informiert sind – denn anders als in der Apotheke gibt es online keinen persönlichen Apotheker-Rat. Je mehr Mehrwert Sie dem Kunden digital bieten, desto eher bleibt er bei Ihrem Produkt. Zudem könnten Sie dm’s Payback-Programm gezielt einbinden, z.B. durch zusätzliche Punkte für den Kauf Ihrer Marke, um Kundenanreize zu setzen.
Vorbereitung auf Eigenmarken: Falls Sie ein Hersteller sind, der auch Lohnproduktion anbietet, prüfen Sie die Option, dm bei Eigenmarkenentwicklungen zu unterstützen. Bieten Sie Ihre Expertise an, bevor ein Wettbewerber dies tut. So können Sie sich ein Stück vom Kuchen sichern, selbst wenn dm eigene Marken einführt. Falls Sie primär Markenhersteller sind, entwickeln Sie eine Differenzierungsstrategie gegen potenzielle dm-Eigenmarken: Betonen Sie z.B. besondere Qualitätsmerkmale, Studien, oder eine lange Apotheken-Tradition, um einen Mehrwert gegenüber No-Name-Produkten zu kommunizieren.
Monitoring und Agilität: Beobachten Sie die Entwicklung von dm’s Apothekenprojekt und die Marktreaktionen genau. Welche Produkte laufen über dm besonders gut? Wie verhalten sich Preise und Marktanteile? Bleiben Sie flexibel, um Ihre Strategie anzupassen. Ebenso wichtig: Beobachten Sie regulatorische Änderungen (Stichwort E-Rezept, Apothekengesetzgebung). Sollte sich abzeichnen, dass dm auch ins Rx-Geschäft einsteigen kann, müssen Sie bereit sein, eventuell auch Rx-Vertriebsmodelle neu zu denken. Eine Worst-Case- und Best-Case-Planung (z.B. dm gewinnt 10% OTC-Marktanteil binnen 2 Jahren vs. Projekt verzögert sich) hilft, auf verschiedene Szenarien vorbereitet zu sein.
Beziehungspflege mit allen Kanälen: Kommunizieren Sie offen mit Ihren bestehenden Partnern (Apotheken, Großhandel), um Transparenz über Ihre dm-Strategie zu schaffen. Vermitteln Sie, dass Sie weiterhin die Vor-Ort-Apotheken unterstützen (etwa durch Schulungen, Muster, Beratungsmaterial), auch während Sie mit dm kooperieren. Eine solide Mehrkanal-Präsenz stellt sicher, dass Ihr Unternehmen nicht von einem Kanal allein abhängig wird und reduziert die Erschütterung, falls ein Kanal schwächelt oder Druck ausübt.
Durch diese Schritte können sich Pharmahersteller proaktiv auf dm vorbereiten und die Weichen für nachhaltigen Erfolg im sich wandelnden Apothekenmarkt stellen.
Die Zukunft der digitalen Pharmabranche mit dm als Player
Ein Blick in den Forecast mit Prognose für 2030 und erwartete Auswirkungen zeigt, dass dm als Onlineapotheke bis 2030 einen erheblichen Marktanteil gewinnen könnte. Unsere Prognose geht im mittleren Szenario von einem Online-Umsatz von 999 Mio. € für dm aus, was 12 % Marktanteil im E-Pharmacy-Markt bedeuten würde.
Wie dm den Markt verändert
Laut der Analyse wird dm seine Marktanteile vor allem aus zwei Bereichen gewinnen:
Verschiebung von Käufen aus stationären Apotheken – Viele Konsumenten könnten ihre OTC-Käufe von klassischen Apotheken auf den dm-Online-Shop verlagern.
Absorption des allgemeinen Marktwachstums – Der Onlineapothekenmarkt wächst, getrieben durch das eRezept, um jährlich ca. 15 %. dm könnte diesen Trend nutzen, um sich rasch zu etablieren.
Annahmen hinter der Prognose
dm startet als Onlineapotheke im ersten Halbjahr 2025.
Keine stationären dm-Apotheken, nur Versandhandel.
Aggressive Preispolitik mit bis zu 40 % Preisvorteil gegenüber Mitbewerbern könnte dm einen schnellen Markteintritt sichern.
Kein Amazon-Apothekeneinstieg in diesem Szenario.
Marktverschiebungen: Wer verliert Marktanteile?
Die Grafik zeigt, dass dm insbesondere Marktanteile von bestehenden Onlineapotheken wie Shop Apotheke, DocMorris und Apodiscounter übernehmen könnte. Auch andere Anbieter, darunter kleinere Versandapotheken und Marktplätze wie Amazon, werden Anteile abgeben.
dm könnte bis 2030 eine feste Größe im Onlineapothekenmarkt werden. Pharmahersteller sollten sich frühzeitig auf diese Entwicklung einstellen, um strategische Vorteile zu sichern – sei es durch direkte Kooperationen oder eine Optimierung der eigenen digitalen Vertriebsstrategie. Erfahre hier mehr zum aktuellen digitalen Pharmamarkt.
Strategische Chancen für dm als neue Apotheken-Plattform
Mit der Einführung von Apothekenprodukten bei dm eröffnen sich weitreichende Chancen für das Unternehmen. Das starke Markenvertrauen von dm, das sich in einem Jahresumsatz von rund 13 Milliarden Euro sowie einem Online-Umsatz von etwa 800 Millionen Euro widerspiegelt, bietet eine solide Grundlage, um bestehende Stammkunden für das neue Angebot zu begeistern. Besonders interessant ist das Potenzial, wechselnde Kunden von etablierten Online-Apotheken zu gewinnen. Die überlegene dm-App, die 48 % mehr Nutzer verzeichnet als die von Shop Apotheke, ermöglicht ein nahtloses digitales Einkaufserlebnis und dürfte somit einen attraktiven Anreiz für einen Wechsel bieten.
Darüber hinaus wächst der Markt für digitale Apothekenlösungen jährlich und die Offenheit der deutschen Verbraucher gegenüber dem Kauf von OTC-Produkten bei dm schafft ideale Voraussetzungen für die Gewinnung neuer Online-Kunden. Eine klare Kanalpositionierung minimiert dabei mögliche Kannibalisierungseffekte zwischen dem stationären Handel und dem digitalen Vertrieb.
Um diese Potenziale optimal zu nutzen, sollten bestehende Kunden gezielt durch Promotions und Sonderaktionen angesprochen werden – sowohl in den Filialen als auch online. Gleichzeitig kann der Wechsel von Wettbewerbern aktiv gefördert werden, indem die Stärken der dm-App und des nahtlosen digitalen Erlebnisses in den Vordergrund gestellt werden. Investitionen in digitale Kampagnen sind entscheidend, um auch Konsumenten zu erreichen, die bislang noch keine Erfahrung mit Online-Apotheken haben. Zusätzlich sollte eine kontinuierliche Analyse der Marktdynamik erfolgen, um flexibel auf Veränderungen reagieren und die Strategie bei Bedarf anpassen zu können.
Tiefere Einblicke zu dm und seinen Einfluss auf den digitalen Apothekenmarkt liefern folgende Diagramme oder jederzeit unser Team hier.
Summary: Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
dm startet Onlineapotheke ab 2025 mit OTC-Medikamenten aus Tschechien und wird damit zum neuen Konkurrenten für Apotheken und etablierte Versandhändler.
Strategie von dm: Vollintegration der Arzneimittel in den dm-Shop, Nutzung der Filialen als Abholpunkte (Click & Collect) und Fokussierung auf dauerhaft günstige Preise und Kundenerlebnis statt reiner Rabattschlachten
Markterschütterung: dm’s Pläne setzen Wettbewerber unter Druck – Aktien von Shop Apotheke (Redcare) und DocMorris reagierten mit Kursverlusten. Anleger erwarten, dass die Online-Platzhirsche Marktanteile verlieren könnten.
Vertriebs-Auswirkungen für Hersteller: dm fungiert als neuer Vertriebskanal, der eventuell direkt bei Pharmaherstellern einkauft. Hersteller müssen sich auf harte Preisverhandlungen einstellen, da dm dank Marktgröße bessere Einkaufspreise fordert. Gleichzeitig bietet dm Zugang zu neuen Kundengruppen und höhere Reichweite.
Chancen: Pharmafirmen erhalten über dm zusätzliche Absatzchancen (große Kundenbasis), direkteren Endkundenzugang im Online-Kanal, sowie Möglichkeiten zu Eigenmarken-Partnerschaften und gemeinsamen Marketingaktionen. dm’s hohe Kundenloyalität und Multichannel-Präsenz können Herstellermarken zugutekommen.
Risiken: Es drohen Margendruck, zunehmende Abhängigkeit von einem mächtigen Händler und Konkurrenz durch dm-Eigenmarken (Substitution von Herstellermarken). Zudem könnte dm’s Erfolg das Apothekengeschäft vor Ort schwächen, was langfristig Vertriebseinbußen bedeuten kann. Unsicherheiten bei regulatorischen Rahmenbedingungen (Versand- und Apothekenrecht) schaffen weitere Unwägbarkeiten.
Empfehlungen: Hersteller sollten proaktiv auf dm zugehen, ihre Vertriebs- und Preisstrategie anpassen und in Multi-Channel-Präsenz investieren. Wichtig sind flexible Planung, genaues Markt-Monitoring und die Pflege aller Vertriebspartnerschaften, um sowohl vom dm-Kanal zu profitieren als auch bestehende Märkte nicht zu verlieren. Ein ausgewogener strategischer Ansatz hilft, die Balance zwischen Chancen und Risiken zu halten, wenn dm als neuer Spieler im Apothekenmarkt auftritt.
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